Bundesverband soziales Mentoring gegründet

Am 19. Oktober wurde der Bundesverband soziales Mentoring gegründete, um Mentoring- und Patenschaftsprojekten bundesweit eine größere Plattform zu bieten. Schülerpaten Berlin e.V. ist eines der 21 Gründungsmitglieder.

Mentoring und Patenschaften im sozialen Bereich sind eine Erfolgsgeschichte: Vor zwei
Jahrzehnten noch Ausnahmen, haben sich die Angebote längst zu einem verbreiteten und beliebten Förderinstrument entwickelt. Zehntausende Freiwillige engagieren sich als Freizeit-
oder Lesepaten für Kinder, als Ausbildungsmentorinnen für Jugendliche in herausfordernden Lebenslagen, für Geflüchtete oder Senior:innen. Überall, wo die Mentor:innen aktiv sind,
geben sie wichtige Impulse für Bildung, Gesundheit, Teilhabe und Integration. Sorgfältige
wissenschaftliche Studien bestätigen diese Wirksamkeit. Und doch ist dieses Potenzial noch
nicht ausgeschöpft oder wird durch projektbezogene, temporäre Finanzierungen in seiner
Wirksamkeit eingeschränkt.

“Mit dem Bundesverband soziales Mentoring geben wir Mentoring- und
Patenschaftsangeboten in Deutschland eine starke Stimme”, freut sich Jette Heger, die auf der
Gründungsveranstaltung im Oktober als eine von fünf ehrenamtlichen Vorständen gewählt
wurde. Die Geschäftsführerin des Mentor.Ring Hamburg e.V. weiß um die Wichtigkeit und
Wirksamkeit dieses besonderen Engagementfeldes. Der neue Bundesverband soll das
Potential von sozialem Mentoring bundesweit sichtbar machen, Fachaustausch und
Fortbildung gewährleisten und als Lobby für bessere Rahmenbedingungen wirken.
Die Gründung des Bundesverbands wurde seit zwei Jahren vorbereitet. Aktive, die etablierte
Mentoring-Organisationen und regionale Netzwerke aus ganz Deutschland repräsentieren
oder diese unterstützen, trafen sich regelmäßig und legten die Grundlagen für die künftige
Verbandsarbeit. Um möglichst viele Träger des sozialen Mentorings einzubeziehen, beteiligte
man die Engagierten in Vereinen und Projekten mittels Umfragen und Fachveranstaltungen.
Der gesamte Prozess erfolgte eigeninitiativ und ehrenamtlich, ohne finanzielle Förderung und
inhaltliche Steuerung von staatlichen Institutionen.

Ziel des Bundesverbandes: Soziales Mentoring genauso verbreiten, etablieren und entwickeln,
wie dies in Wirtschaft und Wissenschaft längst üblich ist, und für bessere
Rahmenbedingungen eintreten. Angemessen finanziert, fachlich gut aufgestellt und öffentlich
anerkannt, so eine Erkenntnis des Gründungsprozesses, könnten mehr zivilgesellschaftliche
Mentoring-Angebote die Gesellschaft inklusiver, kompetenter und gerechter machen. Denn
die Tandems, wie die 1:1-Beziehungen auch genannt werden, machen Solidarität erlebbar und
bieten Raum für gemeinsames Lernen. Gerade in Zeiten verfestigter sozialer Ungleichheit und
der Polarisierung von Lebenswelten profitieren davon nicht nur die Beteiligten, sondern das
gesamte Gemeinwesen.

Bild: Evelina Witt

Die genaue Anzahl an Mentoring- und Patenschaftsangeboten in Deutschland ist schwer zu
beziffern, zu unterschiedlich sind die Strukturen. Alleine das Netzwerk, mit dem der
bundesweite Dachverband gegründet wurde, macht die Vielfalt dieses Engagementbereiches
sichtbar: 21 Gründungsmitglieder aus dem gesamten Bundesgebiet möchten Mentoring eine
Stimme geben.

Bereits im Gründungsprozess wurden ca. 150 Mentoring- oder Patenschaftsprojekte erreicht
und es sollen natürlich mehr werden. Die immense Bandbreite der Organisationen der Szene
reicht von „Menschen stärken Menschen“, einem bundesweiten Programm des BMFSFJ, über
deutschlandweit etablierte Mentoring-Programme bis zu kleinen ehrenamtlich geführten
Initiativen. Nutzende sind: jüngere wie ältere Menschen, in diversen Lebensphasen und
biographischen Übergängen. Ohne in staatlichem Auftrag handelnde Akteure in Bildung,
Gesundheit und Inklusion von ihren Aufgaben zu entlasten, ist soziales Mentoring eine
bedarfsorientierte, ergänzende bürgerschaftliche Unterstützung. Wissenschaftlern zufolge hat
dies eine besondere Qualität: Weder auf privater noch professioneller Ebene angelegt, bildet
soziales Mentoring eine weitere unterstützende Form.

Darauf aufbauend will der Bundesverband als verlässlicher und sachkundiger
Ansprechpartner für Interessierte aus Politik, Institutionen, Wohlfahrtsorganisationen und
Medien wirken. Er will die Bedarfe, Potentiale und Strukturen der Szene bündeln und so den
Kontakt zu übergeordneten Entscheidungsträgern vereinfachen. Über die Potentiale des
sozialen Mentorings zu informieren und zu seinen Einsatzmöglichkeiten zu beraten, ist ein
zentraler Auftrag. Angeleitet werden die Aktivitäten des Bundesverbandes von der Vision,
dass sich das gemeinsame Tun und der persönliche Austausch über alters-, schicht- und
kulturbedingte Grenzen hinweg, wie es zum sozialen Mentoring gehört, zu einem
selbstverständlichen Teil des Alltags aller dafür aufgeschlossenen Menschen entwickelt.
Soziales Mentoring wäre dann so gesellschaftlich verankert, dass es, als Freizeit-, Lern- und
Entwicklungsangebot, so normal ist wie Sportverein, Volkshochschule oder Selbsthilfegruppe.

 

Der Vorstand des Bundesverbands - Bild: Evelina Witt

Vorstand:

Gloria Amoruso, kein Abseits! e.V.
Melanie Demor, Ceno & Die Paten e.V.
Jette Heger, Mentor.Ring Hamburg e.V.
Uwe Lummitsch, LAGFA Sachsen-Anhalt e.V.
Ute Volz, Eleven e.V.

Kontakt: info@bundesverband-mentoring.social