Mit Gewaltfreier Kommunikation Konflikte entschärfen

Schülerpaten Berlin organisiert regelmäßig Weiterbildungs-Seminare für interessierte Pat*innen, von denen auch die Patenkinder profitieren. Das gilt natürlich auch in Pandemiezeiten, auch wenn die Seminare dadurch zumeist online stattfinden. Die Seminarthemen reichen von Didaktik über Traumapädagogik bis hin zu Kommunikation.

Im Juli fand an zwei Montagabenden online ein Workshop zum Thema Gewaltfreie Kommunikation (kurz GFK) statt. Dazu haben wir von Schülerpaten Berlin uns Unterstützung geholt von der GFK-Trainerin Serpil Mağlıҫoğlu. Melina aus dem Ressort Öffentlichkeitsarbeit hat an dem Workshop teilgenommen und berichtet hier von ihren Erfahrungen.

Gewaltfreie Kommunikation – was war das nochmal?

Den Begriff „Gewaltfreie Kommunikation“ hatte ich im Vorfeld schon mal gehört. Jedoch konnte ich mir nichts Genaues darunter vorstellen. Deshalb war ich sehr froh, dass der Workshop mit einer theoretischen Einführung in die GFK begann. Entwickelt wurde diese Kommunikationsmethode in den 1960er Jahren vom amerikanischen Psychologen Marshall Rosenberg.

Das Ziel der GFK sah er in einer authentischen und wertschätzenden Kommunikation, die eine stabile Beziehung mit dem Gegenüber ermöglicht. Entscheidend dabei ist, dass man sowohl die eigenen Bedürfnisse als auch die des anderen wahrnimmt und respektiert. So sollen Konfliktsituationen entschärft und ein konstruktives Gespräch ermöglicht werden. Damit das funktioniert, muss jeder bereit sein, aktiv an sich zu arbeiten, um seine Kommunikation zu verbessern. Genau das wollen wir in diesem Workshop gemeinsam üben.

Bevor wir mit dem Seminar starten, gibt es eine kurze Erwartungsabfrage

GFK erlernt man am besten durch viel Übung

Deshalb steigen wir danach direkt mit einer Gruppenarbeit ins Thema ein. Bereits vorab haben wir dazu von Serpil Mağlıҫoğlu, unserer GFK-Trainerin, Übungsaufgaben zugeschickt bekommen. In der ersten Übung mit dem bezeichnenden Namen „von Herzen geben“ stellen wir uns selbst die Frage, unter welchen Bedingungen wir gerne bzw. ungern etwas verschenken und wann es uns leichtfällt, ein Geschenk anzunehmen.

Im zweiten Schritt überlegen wir jeweils zu viert, was wir uns in einer Konfliktsituation von unserem Gegenüber wünschen – und was wir selbst bereit sind zu geben. Schnell wird klar, dass wir Wert darauf legen, dass beide Seiten ruhig und sachlich bleiben, sich in den anderen hineinversetzen und Fehler eingestehen. Genau diese Punkte aber stellen gleichzeitig eine Herausforderung dar. Einige Teilnehmer*innen berichten davon, dass ihnen die eigene Sturheit hierbei manchmal im Weg steht. Auch das Problem, dass man eine Aussage manchmal als persönlichen Angriff wahrnimmt, kennen viele. Doch leider wird eine sachliche Diskussion dadurch so gut wie unmöglich macht. Was dagegen hilft?

Die 4 Schritte der GFK:

  1. Situation beobachten, ohne zu bewerten oder zu interpretieren
  2. Gefühle benennen und ausdrücken
  3. Bedürfnisse erkennen und ausdrücken
  4. Eine Bitte formulieren, ohne Druck auszuüben oder Forderungen zu stellen

Zu jedem der vier Schritte bekommen wir Arbeitsblätter, die wir in Kleingruppen durchgehen. Mal fällt es uns leicht, die richtige Antwort zu finden. Mal diskutieren wir längere Zeit, ohne uns am Ende sicher zu sein. Zum Glück besprechen wir die Übungen abschließend immer noch in der großen Runde, sodass alle Fragen von den anderen Gruppen oder unserer GFK-Trainerin beantwortet werden können.

Interaktives Seminar trotz viel Theorie

Zu jedem theoretischen Input wie zur Wolfs- und Giraffensprache, zur trennenden und verbindenden Kommunikation oder zum Eisbergmodell nach Beuth gibt es Übungsaufgaben. Dadurch finde ich den Workshop keineswegs anstrengend, sondern sehr spannend und interaktiv. Das sehen auch die anderen Teilnehmer*innen so. Als Feedback kommt zum Beispiel, dass die beiden Abende spannend, kurzweilig und praxisorientiert waren.

Das Feedback der Teilnehmer*innen war überwiegend positiv. Je größer ein Wort geschrieben ist, umso häufiger wurde es genannt.

Einziges Manko: Wir haben viel über die Gewaltfreie Kommunikation im Allgemeinen erfahren, aber die Übungsaufgaben haben sich nicht gezielt auf die Kommunikation mit Kindern bezogen. Das hätte den Workshop für die Pat*innen und die Schüler*innen noch wertvoller gemacht. So müssen wir im Nachgang selbst das Gelernte auf konkrete Situationen in der Patenschaft übertragen.

Obwohl das ganze Seminar online stattfindet, ist es dank zahlreicher Gruppenarbeiten sehr interaktiv. Da die Gruppen immer wieder neu gemischt werden, lernt man stets neue Sichtweisen kennen. Ich merke, wie es mir hilft, mich mit anderen über das Thema auszutauschen. Ich finde es schön, dass viele Pat*innen eigene Erfahrungen offen mit der Gruppe teilen und diskutieren.

Herausforderungen der GFK

Und doch wird für mich wie für die anderen immer wieder eines deutlich: Bloß, weil man das Konzept der Gewaltfreien Kommunikation verstanden hat, wird man sie nicht sofort in jeder Konfliktsituation anwenden können. Denn es braucht einiges an Übung und Ausdauer, um alte Gewohnheiten abzulegen und durch neue zu ersetzen.

Für mich waren die beiden Abende sehr aufschlussreich und spannend und ich nehme viel für mich mit. Unter anderem, dass ich meine eigenen Bedürfnisse manchmal klarer kommunizieren sollte. Aber auch, dass ich mehr Ich-Botschaften formulieren sollte, statt meinem Gegenüber im Streit direkt Vorwürfe zu machen.

Ihr engagiert euch bereits bei Schülerpaten Berlin und habt Lust, an einer der Fortbildungen für Pat*innen teilzunehmen? Dann achtet auf die regelmäßigen Ankündigungen per Mail oder fragt direkt nach beim Team von Betreuung & Weiterbildung (betreuung@schuelerpaten-berlin.de).

Hast du durch diesen Bericht Lust bekommen, dich selbst als Pat*in zu engagieren? Dann hier entlang.